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  • AutorenbildMichael Baumann

Patrick Frey am Telefon mit Mike Müller

Nun gehören ja Patrick Frey und Mike Müller zur helvetischen Theater- und Komik-Prominenz. Und beide sind nicht blöd und gewiss begabte Satiriker. Nur geht offenbar in Zeiten des Virus auch den professionellen Lachmachern die Luft aus. Medizinisch müsste man sagen, Sauerstoffmangel führt ganz offensichtlich zu geistiger Schwäche.

Aber der Reihe nach. Patrick Frey hat einen Podcast lanciert. Dabei telefoniert er regelmässig Künstlerkollegen und Bühnengefährtinnen und plaudert munter drauf los. Zu hören ist die Sache auf der Website des TagesAnzeigers oder auch des Landboten.

Das kann ganz lustig sein, etwa wenn die Schauspielerin Delia Mayer - bekannt aus dem Luzerner Tatort oder der neuen Netflix-Serie "Unorthodox" - Kritisches zur Kulturproduktion anmerkt. Oder wenn die Künstler über ihre jetzige Situation berichten, die häufig nicht wirklich lustig ist.

Es geht aber auch zümpftig in die Hosen, wenn Frey sich mit Mike Müller, dem bekennenden Antikirchler, an Karfreitag über Religion auslässt.

Da kommt dann Pädophilie, Bekehrung, billiger Trost und Kirchenfrust aus der Jugend zusammen und die Herren finden fast nicht mehr aus ihrer Rössliriiti-Fahrt heraus.

Es hätte fast noch gefehlt, dass sie Prof. Beda Stadler in einen Konferenz-Call geschaltet hätten. Aber vermutlich hätter der Alt-Walliser und Opfer aller katholischen Erziehung mit dem unbändigen Religions-Hass die beiden schlicht in Grund und Boden geschwafelt.

Dann also lieber Müller und Frey und das Ganze hat dann in etwa das Niveau, wie wenn sich zwei älter gewordene Herren mit Bäuchen und Blutfettproblemen beim etwas frühen Apéro an die gemeinsamen Heldentaten als Jungspunde zurück erinnern. Es ist einfach peinlich.

Da wird von dümmlichen Pfarrern geschwafelt, von schlechter und billiger Philosophie ab den Kanzeln, davon dass der Dorfpfarrer Freys Mutter verzweifelt über das ewige Heil habe ausfragen und bekehren wollen - und gleichzeitig einen Batzen für die Orgelrenovation suchte - und ein anderer im Zürcher Fraumünster schamlos Freys selbstverfassten Nachruf über eine Berühmtheit in der WOZ für die Abschiedsrede geklaut habe - und nicht darauf hingewiesen habe, dass sie nicht von ihm stamme.

Heimatland, die Herren schütteln merklich die Köpfe, dass es kein kirchliches Copyright gibt und die Pfarrer alles mögliche zusammen klauben.

"Schlechte Aufführung" lautet ihr einvernehmliches Fazit. Schlechte Aufführungen sind das in der Kirche. Und saublöd, wer da noch regelmässig hin geht. Wie kann man bloss so doof sein. Es gipfelt im einvernehmlichen Credo, vier Semester Theologie seien ganz einfach unnütz. "Zu kleiner Zettelkasten" heisst es über das Intelligenzniveau der Pfarrer. Jaja, nicht jeder hat halt das Geld und die Zeit, 27 Semester Philosophie zu studieren, um dann doch noch ein Lizentiat zur erhalten, wie der Herr Müller.

Nun ist ja über den Glauben unendlich zu streiten. Und wem das Musikgehör fehlt, den stimmt vermutlich auch kein Tonhalle-Abonnement um. Insofern lassen wir den Bühnenfiguren ihre Freude.

Ärgerlich ist aber, dass die gleichen Figüren nicht nur vom hochsubventionierten Topf staatlicher Hilfe leben, die alle ihre - ob Radio, Fernsehen, Bühne oder Presse - Erzeugnisse sponsert. Sondern wehe die Kirche macht sich lächerlich über die Kulturexoten. Da werden dann die Müllers und Freys schnell empfindlich.

Zudem ist doch Kirchenbashing in der Gegenwart auch irgendwie billig. Denn das tut ja nicht weh. Es braucht aber auch unheimlich wenig Sprüz. Das ist wie mit der politischen Orientierung innerhalb der Kirchen. Dort links und mainstreamig zu sein, ist auch keine Leistung. Hätten sich Müller und Frey aber über Intensivpflegerinnen, Notärzte und Virologinnen lustig gemacht, wäre das was anderes. Da hört dann die Kritiklust auf. Aber den dummen Pfarrern Nieveaulosigkeit vorzuwerfen in Zeiten, wo auch dem Schoggi-Frey und dem Würstli-Müller das Publikum im Theater versperrt bleibt, das ist dann treffend.

Schade, dass sich begabte Künstler wieder einmal so demontieren. Aber seitdem wir einen Zwingli-Film mit einem atheistischen Hauptdarsteller gesehen haben, produziert von einer agnostischen Filmcrew und einer Regisseurin, der die Materie auch fremd war, sollte uns das auch nicht mehr erstaunen. Und die ganze Kirche hat das ja bezahlt, gejubelt und applaudiert. Vielleicht haben also der Schoggiosterhasen-Frey und das vollschlanke Müllerchen doch nicht ganz unrecht.


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