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AutorenbildMichael Baumann

Kirchliche Selbstabschaffung

Vor wenigen Tagen flatterte das neueste "reformiert.-die evangelisch reformierte Zeitung" in die Briefkästen. Darin ein langer Beitrag über die Umnutzung von Kirchen. Titel: Abriss, Verkauf, Neubau - Dossier Zukunft der Kirchenräume.

Naiv wer glaubt, es gehe dabei um das Wachsen, gar um blühende Gemeinden. Doch statt die Sache und damit den Glaubensverlust der Gegenwart beim Namen zu nennen, wird schwadroniert: Über Umnutzung, Neuausrichtung, über total schönes Miteinander, gar über urchristliche Nähe, die aus umgenutzten oder abgerissenen Kirchen neu entstehen soll.

Statt zu sagen, dass gerade in der Agglomeration und den Städten die Kirchen den Menschen

Kirchen nichts mehr bedeuten und Kirchen mit Kirchtürmen meistens als schöne Hüllen, als Kulisse fürs Dorf- oder Gemeindebild dienen sollen. Sie sollen aber ja bitte nicht zur Unzeit läuten! Sie sollen nicht auf sich aufmerksam machen. Falls Gottesdienste unbedingt nötig sind, dann zu moderaten Zeiten, nicht am Ostermorgen früh, da schlafen wir aus. Und Kirchtürme sollen bitte gar nicht für linke - oder bhüetis Nei! - rechte Abstimmungen werben. Und daran erinnern, dass man sterben könnte sollen die Kirchen auch nicht.

Kirchen sollen in unseren Ortschaften wie Modelleisenbahnkirchlein sein. Nette Dekoration.

Und die Kirchen machen da mit, weil: Gegen die Denkmalpflege hat man eh keinen Stich und immerhin bleibt man so etwas im Gespräch - auch wenn es um die Abschaffung geht. Kirchliche Selbstabschaffung zum Ersten.

Ins gleiche Horn stösst das dümmliche Interview mit der Krimiautorin Christine Brand (48) auf der letzten Seite. Da gibt eine Zürcherin, die auf der ganzen Welt zu Hause zu sein vorgibt (trotz Corona?) ihre weitreichend philosophische Weisheit zum Besten, dass die Welt ohne Religion besser wäre, sie sowieso schon längst aus diesem altertümlichen Verein ausgetreten sei und Kirchen aus der Zeit gefallen sind. Womit sie ja vermutlich inhaltlich recht hat - ohne es zu ahnen und zu wissen. Der Vogel wird abgeschossen mit der Aussage: "Ich glaube nicht, dass es das Böse als solches gibt." Das in einer Zeitung, deren Gros am Sonntag doch immerhin noch betet: "Bewahre uns vor dem Bösen." Kirchliche Selbstabschaffung zum Zweiten.

Der Clou folgt mit der sogenannt "interreligiösen Beilage" zVisite. Schon der Titel scheint Programm: Man geht auf Besuch, dabei bleibt man anständig und stellt gewiss keine peinlichen Fragen. Das geziemt sich als Besucher nicht. Es fällt bloss auf, dass bei näherem Hinschauen von der interreligiösen Sache nicht viel übrig bleibt. Denn es sind die drei Landeskirchen sowie die jüdische Wochenzeitung Tachles, die dahinter stehen. Doch vollmundig wird da auch von muslimischen und hinduistischen Glaubensgemeinschaften gesprochen. Man ahnt: Wo einen das Wasser bis zum Hals steht, da werden Gegensätze unter den Tisch gekehrt und man macht auf Friede, Freude, Eierkuchen. Dass die Freikirchen fehlen und keine einzige muslimische Publikation - wen störst? Dafür wird kräftig für die migrationsinovative Plattform Baba-News geworben. Kirchliche Selbstabschaffung zum Dritten.

Der Höhepunkt von allem ist aber der Beitrag von Thomas Meyer - jüdisch-atheistischem Erfolgsschriftsteller. Ihm wird die Frontseite überlassen um seine exquisite Hassliebe gegen Religion auszuleben. Nun ist Meyer sprachlicher Profi und ein Chamäläon. Er verbindet eloquent scheinbare Gegensätze, tritt vehement gegen jeden Antisemitismus ein und wird für seine Chuzpe gelobt und geliebt. Gleichzeitig tritt er nicht nur die eigenen Wurzeln lustvoll mit Füssen sondern ist auch ein beinharter Ungläubiger. Er glaubt Religionen schlicht nicht, findet sie intellektuell doof und primitiv, bestenfalls taugen sie als humanistische Motivatoren à la Mutter Theresa. Dass man jemandem, der Glaube als sinnlos bezeichnet, eine Frontseite überlässt, macht mich sprachlos. Kirchliche Selbstabschaffung zum Vierten.

Das muss man zuerst einmal fertig bringen: Ein vollkommen von unseren Kirchensteuern bezahltes Druckerzeugnis, das die eigene Klientel lächerlich macht.

Doch offenbar ist das in Kirchen gang und gäbe. Ein Blick nach Deutschland in diesen Tagen zeigt, dass sogar ein muslimischer Attentäter eine Kirche in Thüringen verwüstet und die dortige Landeskirche totales Verständnis und Empathie für den noch nicht gänzlich Integrierten aufbringt. Und wer nun glaubt, es handle sich dabei um ein rechtsnationales Revolverblatt, das diese Meldung mit Stirnrunzeln weiter verbreitet, täuscht sich: Es war die Zürcher NZZ. Der Titel heisst: "Unterwerfung auf Thüringisch" - auch eine Form der kirchlichen Selbstabschaffung.












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