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  • AutorenbildMichael Baumann

Meditation zum Sonntag Quasimodogeniti am 19. April 2020

Wochenspruch: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christ von den Toten.

1. Petrus 1,3

Predigtstelle:

26 Blickt nach oben und seht: Wer hat diese geschaffen? Er, der ihr Heer hervortreten lässt, abgezählt, sie alle ruft er mit Namen herbei. Der Fülle an Kraft wegen, und weil er vor Kraft strotzt, geht kein Einziger verloren. 27 Warum, Jakob, sagst du, und, Israel, warum sprichst du: Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht entgeht meinem Gott? 28 Hast du es nicht erkannt, hast du es nicht gehört: Ein ewiger Gott ist der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat! Er ermattet nicht und wird nicht müde, seine Einsicht ist unerforschlich. 29 Dem Ermatteten gibt er Kraft, und wo keine Kraft ist, gibt er grosse Stärke. 30 Und junge Männer ermatten und werden müde, Männer straucheln unvermeidlich. 31 Die aber, die auf den HERRN hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Schwingen, sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und ermatten nicht.

Jesaja 40,26-31

Liebe Brüder und Schwestern

Quasimodogeniti – werdet wie die Kinder. Der Sonntag nach Ostern hat einen eigentümlichen Namen. Er stammt aus der dazugehörigen Introitus, dem ursprünglich gesungenen Eingangsvers aus dem 1. Petrusbrief 2,2: «Verlangt jetzt wie neugeborene Kinder nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie heranwachst zum Heil, falls ihr je geschmeckt habt, wie gütig der Herr ist.»

Der Sonntag nach Ostern heisst bis heute in der römisch-katholischen Kirche «Weisser Sonntag». Denn in der alten Kirche trugen die an Ostern getauften Christen ihre weissen Gewänder eine Woche lang zum Zeichen, dass sie nun gänzlich anders sind. Neu gewandet, bereits jetzt mit den Kleidern der Unsterblichkeit angezogen, wie Paulus im Korintherbrief lehrt.

Obwohl noch im irdischen Leben stehend, bezeugt die Taufe in Christus: Du wirst leben, auch wenn du stirbst! Die weissen Kleider sollten diese neue Überzeugung verstärken, nach aussen tragen: Seht her, wir sind jetzt neue Menschen. Wir haben als Getaufte Anteil an der Auferstehung unserer Herrn. Wir sind verändert!

Heutzutage können wir vielleicht kaum mehr erahnen, wie wichtig für die frühen Christen dieses neue Bewusstsein war. Sie haben die Taufe erlebt als das entscheidende Ereignis, das ihr ganzes Leben veränderte. Gewiss, alle unsere Erlebnisse und Erinnerungen verblassen im Rückblick, werden schwächer, bleichen gleichsam aus.

Und doch erinnern sich Menschen immer wieder genau an den ersten Kuss, die erste grosse Liebe, die Geburt der Kinder oder meinetwegen an das erste Auto, die erste gemeinsame Wohnung oder den erhalt eines Abschlusszeugnisses.

Diese Ereignisse verändern uns, weil sie den weiteren Lebensweg bestimmen. Weil sie wie im Vorgriff uns lenken. Wer Schreiner wird oder Lehrerin, die schreiten eine bestimmte Zeit auf diesem Weg weiter. Auch wer sich später verändert, Wegstrecken sind vorgezeichnet, denn Wegstrecken bieten Orientierung.

Es ist eine grossartige Erkenntnis des Glaubens, dass Gott dem Menschen Wegzeichen gibt und uns begleitet. Im Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja für den Sonntag nach Ostern wird dieser Gedanke aufgenommen. Wie vielleicht später nur noch am Schluss des Hiobbuches fordert Gott durch Jesaja das Volk Israel auf, den nächtlichen Himmel zu betrachten. Das meint die Schöpfung – nicht einfach die vorfindliche Welt, sondern das, was geordnet und geschaffen ist. Gott hat allen Sternen einen Namen gegeben! Nicht Menschen «benamseln» die Gestirne, sondern sie sind kraft ihrer Schöpfung bereits abgezählt und benannt. Selbst das für uns unvorstellbare Weltall ist geordnet und von Gottes Wegen durchdrungen.

Nicht der Dschungel und Urwald umgibt uns, sondern eine von Gott geordnete Welt. Doch die Menschen stecken in ihrer Selbstbezüglichkeit fest, sie gehen davon aus, dass Gott sie vergessen hat, dass er unsere Wege nicht kennt oder dass wir selbst uns den Weg durch das Dickicht des Alltags mit der Machete erkämpfen müssen. Das ist ein Irrtum. Allerdings ein zutiefst menschlicher Irrtum, dem schon Jakob auf seiner Flucht aufgesessen ist und erst in seinem berühmten Traum erkannte, als ihm die Himmelsleiter erschien und er die Engel auf und ab gehen sah.

Engel, die den Menschen begleiten und geleiten meinen: Deine Wege, Mensch, sind Gott nicht unbekannt. Gewiss gehen wir die Wege auf der Erde, und auf der Erde straucheln wir und auch die starken Männer ermatten und werden müde. Doch Gott senden Kraft und stützt die Geschwächten, indem er ihnen wie dem Adler neue Schwingen wachsen lässt.


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